Autobiografie

von Joachim Haas

Biografie eines Stotterers »Einmal Hölle und zurück«


Ich bin Joachim, geboren 1978 in Gießen- Welchen schwierigen Weg ich mit meinem Stottern ging möchte ich hier kurz zu Papier bringen.

Nach dem meine Schwester im Jahr 1980 geboren war machten sich meine Eltern gedanken wieso ihr kleiner Joachim als 2 jähriger Junge noch immer nicht richtig sprach. Gemeinsam mit einer Mutter suchte ich in dieser Zeit fast jeden Arzt auf den ihr Euch vorstellen könnt. Die Ärzte konnten in dieser Phase natürlich nur festestellen das Ich körperlich und organisch gesund war und alles normal funktionierte. Solange ich nicht sprach war mein Stottern bis dahin vollkommen unendeckt obwohl meine Eltern alles unternahmen der Ursache auf den Grund zu gehen

Als ich mit dem knapp 4.ten Lebensjahr anfing zu stottern ging die Rennerei weiter zu HNO, Phoniatern Logopäden und Co. Eine meiner ersten Therapieerinnerungen war das ich bei einer Logopädin saß und irgendwelche Bausteine aufeinander stapelte, um das Sprechen bzw. Stottern ging es dabei eher nicht. Zum Glück wurde die Therapie nach wenigen Sitzungen abgebrochen.

Nun war es Zeit für den Kindergarten den ich bis dahin nur ein paar mal besuchte hatte. Nun war ich zwar am Stottern was schon einmal besser wie das ewige Schweigen ist aber dadurch geriet ich sowohl durch die anderen Kinder als auch die dessen Eltern in ihr Mittelpunkt der Ausgrenzung. Niemand wollte mir mir spielen und ich hatte nach wenigen malen des Besuches des Kindergartens schon wieder die Schnauze gestrichen voll.

So vergingen die ersten Jahre und mit knapp 7 konnte ich mich der Schulzeit nicht mehr verwehren. Im 1.Schuljahr das dahmals noch im Juli/Aufgust begann bekam ich jeden Tag die volle Härte der Ausgrenzung, Prügel und Mobbing zu spüren. Es wahr soschlimm dasich bereits im Januar des Jahres 1986 schon wieder ausgeschult wurde und für ein halbes Jahr zuhause verbringen musste bis dahin erhoffte besere Schule für Sprachbehinderte wieder eingeschult werden konnte.

Und die ersten vier Schuljahre waren wirklich nicht schlecht, ich war zwar der einzigste Schüler der stottert in meinem Jahrgang aber der Zusammenhalt in dem wirklich kleinen Klassenverband von nur 9 Schülern war sehr gut. Und die Klassenlehrrin versuchte mit ihren Mitteln mehr auf eigenem Engament heraus uns sprachlich zu fördern.

Ab dem 5.Schuljahr verlies unsere Klassenlehrerin aus Altersgründen die Schule und unsere gesamte Klasse wurde neu zusammengewürfelt. Und ab da waren wieder Mitschüler dabei die mir das Leben wegen meinem Stottern zur Hölle machten. Nur ein einziger Junge lief mir als auf dem Pausenhof hinterher und ich rannte ihm als davon und sagte Ihn: Lass mich doch bloß in Ruhe ─ weil ich dachte er wolle mich auch bloß wie alle anderen Arschlöcher wird wegen meinem Stottern ärgern. Dieses Nachlauf-Spiel ging ca. 2 Wochen bis ich ihm zuhörte und merkte das er so ganz anders ist und wir wurden die besten Freude. (Die Freundschaft besteht jetzt schon seit 30 Jahren). Die Mädchen-Clique hielt sich vermehrt heraus und nur vereinzelt wurde mal eingeschritten. Und glaubt mir meine Eltern waren zu der Zeit Dauergast bei meinen Lehrern und meinem Schuldirektor. In der Zeit war alles so schwer das ich mit dem exzessiven Süßigkeiten essen (1-2 Kg Schokolade, 2 Liter Cola und 1 Liter Eis waren damals mein täglicher Bedarf) begang um einen kleinen Seelentröster zu haben. Wäre ich in dieser Zeit an harte Drogen, Alkohol und Co gekommen hätte ich mich wohl damit meine Seele betäubt.

In meiner Freizeit traf ich mich mit dem einzigen Freund aus meiner Schulklasse und wir spielten am C64. Und in den schlimmsten Stunden erzählte ich meinem Computer wie einem Mensch all meine Sorgen und meinen Kümmer. Auch drei versuchte Selbstmordversuche habe ich hinter mir da ich mir jeden Tag selbst sagte: Ich scheiß Stotterer wieso kann ich nicht einfach normal reden

Irgenwann war die Schulzeit Gott sei Dank vorbei und es begann die Zeit der Schulpraktikas. Ich wollte Bäcker werden das stand schon lange fest. Dank meinem besten Freund meiner Klasse dem das frühe aufstehen als Bäcker nicht so lag bekam ich seine Praktikumsplatz. ich war 13 und hatte noch ca. 1 Jahr Schule das ich kaum noch abwarten konnte bis es endlich vorbei war. Im Betrieb hatte ich einen Bäckermeister vom alten Schlag der mich so nahm wie ich bin.

Leider bekam ich Mitte des 2.Lehrjahres einen Hautschlag wegen des Berufs und muste für 12 Wochen in der Hautklinik Gießen verbringen. Zurück im Betrieb war meine Haut wieder tadelos und ich freute mich endlich weiter machen zu können.

Jetzt war die verfluchte Schulzeit endlich zu Ende und ich hatten den Hauptschulabschluss in der Tasche. Und durch den glücklichen Pfad des 2.Praktikums konnte ich direkt als Bäckerlehrling in dem Betrieb anfangen wo ich schon vor einem Jahr gewesen war. Der Bäckermeister sagte das mit deinem Stottern kriegen wir schon hin, wir wollen ja hier aus dir einen guten Bäcker machen. Er war wie ein Vater für mich und beschützte mich vor Attacken eines Gesellens der mich immer verspotten wollte.

Durch eine Umstruktierung des Betriebs kam ich das Tochter-Unternehmen wo ich meine Lehre erfolgreich abschloss. Nach zahlreichen weiteren Betrieben in den ich teilweise fair und teilweise mit sehr starken Mobbing-Attacken ausgesetzt war, musste ich im Jahr 2003 wegen meiner chronischen Mehlstauballergie meinen Beruf aufgeben

Ich begann alle Vorbereitungen mit der Berufsgenossenschaft die mich schlicht weg in den Beruf des Lagerlogisten erpressten da ich aus Ihrer Sicht keinen anderen Beruf wegen meines Stottern ausüben könnte. Schließlich müsse man in allen anderen Berufen sehr viel sprechen. Was natürlich absoluter Quatsch ist ! So abolsvierte ich die beiden Vorbereitungeskurse in Regensburg und Koblenz und konnte im Jahr 2005 endlich die Umschulung des Fachkraft für Lagerlogistik in Köln beginnen mit der ich mich dann arangierte und im Jahr 2007 erfolgreich abschloss.

Zwischenzeitlich hatte meine Tante in Gießen beim Frühjahrsputz beim Fersterputzen einen Mann über ihre kleine Straße laufen sehen der großes Schild in der Hand hilet worauf stand: Heute: Infostand der Stotterer Selbsthilfegruppe Gießen. Leider schaffte es meine Tante zunächst nicht ausfindig zu machen wer dieser Mann war, aber sie legte sich quasi auf de Lauer und nutzte wenige Tage später die Gelegenheit den Mann anzusprechen der sich als langjänriger Ansprechpartner der Gießener Selbsthilfegruppe für Stotternde vorstellte. Dies war somit mein persönlicher Start für die Stotterer Selbsthilfe.

Natürlich hatte ich beim ersten Besuch rießige Angst wie wohl die anderen auf mein auffälliges Stottern reagieren würden. Bis dahin schlug ich mir immer auf die Oberschenkel, ballte beide Fäuste und hatte eine sehr starke Krimasierung um ein Stottern mit all diesen Vermeidungsstrategien überlisten zu können. Es waren 2 Frauen und 4 Männer mit den ich begann mich über ihr, mein, unser Stottern zu unterhalten und mehr darüber zu erfahren. Auch wurde ich Mitglied im Landesverband Hessen der Stotterer Selbsthilfe e.V.

Bei einem Bundeskongress für Stotterer lernte ich zufällig einen sehr bekannten Stottertherapeuten kennen der mir Therapie nach Charles van Riper in Norddeutschland anbot. Ich began die Therapie wenige Wochen später und war und bin bis Heute dankbar für diese Therapie. Jede Woche besuchte in die Stotterer Selbsthilfegruppe in Köln die mit ihren vielen Aktivitäten meinen Horizont der Möglichkeiten berreicherte.

Zurück in Mücke, ich war ja bereits 1999 in meine erste eigene Wohnung gezogen und hatte schon seit einigen Jahren den Führerschein wurde ich kurz nach 2006 selbst Ansprechpartner der Stotterer Selbsthilfegruppe Gießen. Und übernahm sogar das Ehrenamt des Kassenwarts des Landesverbandes Hessen der Stotterer Selbsthilfe e.V. das ich bis 2012 begleitete.

Im Oktober 2012 schaffte ich es sogar mit meinem Stottern in den Deutschen Bundestag da dort die Veranstaltung: Menschen mit einer Behinderung im Deutschen Bundestag statt fand. (Seite 42 von 119) Niemand wollte im Arbeitskreis Technik, Forschung und Folgeabschätzung den Arbeitskreissprecher übernehmen, den ich als den einzigsten anwesenden Stotternden als sprachliche Herausforderung mit Genuss annahm. Doch ich sollte durch eine Stenografin vorarbeiteten Text vorlesen, worauf ich erwiderte nur den Arbeitkreissprecher zu übernehmen wenn ich woher sagen dürfte: Ich bin Joachim Haas und bin Stotterer Da sich niemand anders bereit erklärte mussten die Mitarbeiter vom Bundestag wohl diesen kleinen Deal mit mir eingehen

Natürlich bin noch immer im Vorstand des Landesverbandes Hessen der Stotterer Selbsthilfe e.V. und unterstütze leidenschaftlich neue Selbsthilfegruppen, veranstalte Infostände, erledige verwaltungsarbeiten, kreiere neue Projekte rund ums Thema Stottern und und und.

Heute kann ich mit stolz sagen: Ich stottere na und… !

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